http://www.rafinfo.de/hist/kap05.php

Die RAF entsteht

Von der Baader Meinhof Gruppe zur Roten Armee Fraktion

1970 verübte die Baader Meinhof Gruppe verschiedene kleine Aktionen. So wurden am 29. September 1970 drei verschiedene Bankenauf einmal überfallen, mit einer Gesamtbeute von über 200.000DM. Durch einen Tip gelang es der Polizei, mehrere der Täter festzunehmen, unter ihnen Horst Mahler.

Um den 22. November 1970 lief die "Aktion Passamt". Ulrike Meinhof und Komplize brachen ins Rathaus Langgöns bei Gießen ein, um an Blankopapiere und Dienstsiegel zu kommen.

Inzwischen wuchs die Gruppe um Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Für bevorstehende Aktionen wurden Vorbereitungen getroffen, wie die Beschaffung von Waffen, Autos, Wohnungen und Geld. Im Laufe dieser Organisationen fanden jedoch mehrere Verhaftungen statt, wodurch die Zahl der Gruppe wieder stark dezimiert wurde.

Am 15. Januar 1971 wurden wieder zwei Banken überfallen: Gesamtbeute ca. 110.000DM.

Doch auch auf Staatsseite begann man sich mit der wachsenen Bedrohung auseinander zu setzen. Am 1. Februar 1971 begann die Arbeit der neu gegründeten "Sonderkommission Terrorismus" unter der Leitung von Alfred Klaus und Verfassungsschützer Michael Grünhagen.

Obwohl sich die Aktionen der Baader-Meinhof-Gruppe bisher fast ausschließlich auf Banküberfälle und Waffenbeschaffung beschränkt hatten entwickelte sich die Jagd auf die Gruppe langsam in der gesamten BRD zur Hysterie. Auch die Zeitungen putschten das Thema immer weiter hoch, bis die "Welt am Sonntag" es schließlich auf den Höhepunkt brachte: "Bonner Geheimpolizei jagt Staatsfeind Nr. 1: Die Baader-Bande."

Anfang 1971 werden erstmals zwei theoretische Erklärungen zu den Zielen der Gruppe um Andreas Baader veröffentlicht. Zunächst unter dem Tarnnamen "Neue Straßenverkehrsordnung" veröffentlicht Horst Mahler – immer noch im Gefängnis sitzend – die Schrift "Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa". Der Text war jedoch nicht mit den anderen Mitgliedern abgesprochen und wurde von diesen abgelehnt. Auf Grund theoretischer und praktischer Differenzen wird Mahler schließlich von den anderen ausgeschlossen. Ulrike Meinhof verfasst im April '71 das Manifest "Das Konzept Stadtguerilla" in dem zum ersten Mal der Name Rote Armee Fraktion und der Sternmit der Heckler & Koch MP 5 auftauchen.


»Die Bildung der RAF 1970 hatte in der Tat spontaneistischen Charakter. Die Genossen, die sich ihr anschlossen, sahen darin die einzige wirkliche Möglichkeit, ihre revolutionäre Pflicht zu erfüllen. Angeekelt von den Reproduktionsbedingungen, die sie im System vorfanden, der totalen Vermarktung und absoluten Verlogenheit in allen Bereichen des Überbaus, zutiefst entmutigt von den Aktionen der Studentenbewegung und der APO hielten sie es für nötig, die Idee des bewaffneten Kampfes zu propagieren. Nicht weil sie so blind waren, zu glauben, sie könnten diese Initiative bis zum Sieg der Revolution in Deutschland durchhalten, nicht weil sie sich einbildeten, sie könnten nicht erschossen und nicht verhaftet werden. Nicht weil sie die Situation so falsch einschätzten, die Massen würden sich auf ein solches Signal hin einfach erheben. Es ging darum, den ganzen Erkenntnisstand der Bewegung von 1967/68 historisch zu retten; es ging darum, den Kampf nicht mehr abreißen zu lassen. «
Ulrike Meinhof 1975 über die Gründung der RAF

Siehe auch:
Über den bewaffneten Kampf in Westeuropa [1]
Das Konzept Stadtguerilla [2]
Warum Straßenverkehrsordnung? [3]

Die ersten Toten Petra Schelm Norbert Schmid Georg von Rauch

Unter Leitung der neugegründeten Sonderkommission wurde am 15. Juli 1971 mit einer Großfahndung an der über 3000 Polizisten beteiligt waren in ganz Norddeutschland nach den Terroristen gesucht. Die zwei RAF-Mitglieder Werner Hoppe und Petra Schelm wurden an einer Straßensperre aufgehalten. Beim Versuch diese zu durchbrechen, wurde Petra Schelm erschossen - sie war damit eine der ersten Opfer in der Ausseinandersetzung zwischen Staat und RAF.

Am 22. Oktober 1971 fielen den Polizisten Norbert Schmid und Heinz Lemke in Hamburg eine der gesuchten Terroristinnen auf. Als sie die Frau festnehmen wollten, tauchten jedoch zwei weitere RAF-Mitglieder (Gerhard Müller und Irmgard Möller) auf. Müller erschoss Schmid und verletzte Lemke am Bein. Am nächsten Morgen wurde Margrit Schiller verhaftet, die sich in der Nähe des Tatortes aufgehalten hatte.

Im Dezember 1971 waren große Teile der RAF nach Berlin zurückgekehrt. Bei der Nachsendung von Munition und Waffen aus Hamburg wurde so sorglos vorgegangen, dass der Inhalt der Pakete auffiel. Am 3. Dezember 1971 begann eine Großfahndung mit über 3000 Polizisten in Berlin, bei der nicht nur nach RAF-Terroristen, sondern auch nach Mitgliedern der Bewegung 2. Juni gefahndet wurde. Als Bommi Baumann [4] und sein Freund Georg von Rauch [5] – beide aus dem Umfeld des 2. Juni – verhaftet werden sollten, zog letzterer seine Pistole und wurde erschossen, Baumann konnte entkommen. Auch die Kerntruppe der RAF konnte sich wieder nach Frankfurt/Main absetzen.


»Ich denke nicht daran, mich zu stellen. Kein Gefangener aus der RAF hat bis jetzt ausgesagt. Erfolgsmeldungen über uns können nur heißen: verhaftet oder tot. «
Andreas Baader als die "Bild-Zeitung" schrieb er wolle sich stellen


Verweise

[1] http://www.rafinfo.de/archiv/raf/bewaffnetenkampf.php
[2] http://www.rafinfo.de/archiv/raf/konzept_stadtguerilla.php
[3] http://www.rafinfo.de/faq/allgemein/warum_strassenverkehrsordnung.315.php
[4] http://www.infopartisan.net/archive/1967/266737.html
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Rauch